Die Schaltzentrale des gesamten Setups ist der P3-Sequencer von Colin Fraser. Den hat Stoffel 2003 per Zufall als Bausatz im Internet entdeckt und konnte in letzter Sekunde noch eine Bestellung an Colin absetzen, da dieser gerade die ersten 30 Platinen in Auftrag gegeben hatte. Ein paar Wochen später kamen dann die Platinen und ein kleiner Chip an, und auf Colin’s Homepage konnte man sich eine Bestückungsliste runterladen. Die nächsten Monate hieß es dann erstmal all die komischen Dinge (Widerstände, Transistoren, Potis, etc.) bei allen möglichen Versandhändlern zu bestellen. Und dann ging es daran, das alles an die richtigen Stellen auf den Platinen zu löten und zu verkabeln. Zum Glück hat da Theo Klinker, der Technik-Wunderheiler des phonetischen Instituts, kräftig mitgeholfen, so daß dann beim Anschalten nix durchgebrannt ist, und alles so funktionierte wie es sollte. Ein kleines Wunder, da Stoffel früher immer das Bastelzeug von YPS nie zusammengekriegt hat. Aber mann wächst ja mit den Aufgaben. Colin Fraser ist ein ultracooler Typ, der ständig an der Firmware weiterschreibt, und auf wirklich alle Benutzerwünsche eingeht. Nach eigener Aussage, hört er erst mit dem Programmieren auf, wenn kein Speicherplatz mehr vorhanden ist. Inzwischen gibt es den Sequencer auch als fertig zusammengebautes Gerät, und es lohnt sich wirklich, hier mal einen Blick drauf zu werfen: www.sequentix.com. Um es nochmal deutlich zu sagen, die gesamte Musik des Blauen Monsters, wird von dem P3 Sequencer gesteuert; keine Computer, keine Laptops, keine MPC, NoNonsense.

Durch den P3 Sequencer kann man live irre viel aus dem Moment heraus verändern und neu machen, je nachdem wie die Stimmung gerade ist. Das wird natürlich auch durch das Nord-Modular-Keyboard ermöglicht, weil es so schön viele Knöpfe hat, die man auch noch frei mit dem belegen kann, was man gerade braucht. Meist läuft hier dann auch noch eine Sequenz mit, die partiell per Flip/Flop-Schaltung über die Tastatur an- oder ausgeschaltet werden kann. Ein Ausgang des NordModular geht durch das KenMulti Delay, das schön analog klingt (obwohl da digital drauf steht), allerdings ein bißchen fieselig einzustellen ist, und sich bei Erwärmung auch mal leicht verstellt. Über einen dritten Ausgang des NordModulars kommen dann auch noch DrumSounds, meistens Noise oder FM-Hihats. Wer sich für NordModular Tricks interessiert, sollte unbedingt hier mal einen Blick reinwerfen: nm-archives.electro-music.com/010_NordModular

Ansonsten gibt es eben noch mehr oder weniger normales Zeug. Die Bässe kommen zur Zeit aus dem Waldorf Pulse, der demnächst die Novation BassStation komplett ablösen wird, da er einfach viel mehr Bass produziert. Die meisten Drums kommen aus dem alten Emu E64 Sampler, mit vielen Samples unbekannter Herkunft, die sich über die Jahre so angesammelt haben. Das Miditemp MP44 dient als Midipatchbay, um schnell viel umschalten zu können.

Das Mischpult Mackie 1402 VLZ wird wegen seiner ALT 3-4 Ausgänge benutzt, weil das nämlich einen kleinen Trick ermöglicht. Die ALT 3-4 Ausgänge gehen durch den Alesis Bitrman und Philtree und kommen dann über den AUX Return 2 zurück im Pult an. Und nun kann man live jederzeit wenn man Lust hat, durch einfaches Drücken der MUTE / ALT 3-4 Knöpfe, jeden Kanal durch den Bitcrusher + Filter jagen. Dann wird kurz mal die Bassdrum Hochpass gefiltert, die Hihats schön gephaset, oder einfach alles komplett durch den Wolf gedreht. So hat man also auf Knopfdruck schöne Inserteffekte, und muss nix vorprogrammieren. Nicht das die Alesis Teile einen umwerfend tollen Sound hätten, aber sie haben ein umwerfendes Preis-Leistungsverhältnis, und für spontane Soundverbiegungen ist dieses Setup ideal.

Der Gesang kommt per Insertkabel aus dem Mischpult raus, geht durch das Akai Headrush, durch das Delta-Lab Effektron Jr Delay, das auch einen schönen Flanger Sound möglich macht, anschliessend durch die Electrix Filter Factory, wahlweise mit Tief-, Band- oder Hochpassfilter, dann durch einen moderat eingestellten Drawmer Kompressor um die hohen Resonanzen bei manchen Filtereinstellungen etwas einzufangen, und kommt dann im Pult wieder an. Mit dem Akai-Headrush kann man live schön die Stimmen doppeln, oder auch mal eine Phrase einfangen um anschliessend wild rumzufiltern. An dem Effektron ist noch ein Fusstaster angeschlossen, damit kann man die Hold-Funktion des Delays auslösen, was auch nette Loops erzeugt. Das PCM90 macht eigentlich nur einen ganz klein wenig Raum auf die Stimme und den NordModular, und ist seit Ewigkeit mit einem einzigen Preset in Benutzung.

Neueste Errungenschaft ist der MicroKorg, mit dem man super schnell kleine Melodien oder Flächen am Start hat. Ausserdem hat er natürlich einen einfach zu bedienenden und toll klingende Vokoder. Im Fernsehen haben wir dann öfter gesehen, daß dafür nicht das kleine mitgelieferte Mikro benutzt wird, sondern ein SM57. Das haben wir dann auch direkt ausprobiert, und tatsächlich: es klingt besser und ist unstressiger. Keine Ahnung wieso, aber das ist ja egal, so lange es gut klingt und Spaß macht.