Fallende Würfel

KunstWerk, Köln, 2005

Eine kleine Arbeit für die Hausausstellung „Ausgezeichnet“ des KunstWerk e.V.

Als Das Blaue Monster zum ersten Mal das Thema der Ausstellung hörte, nämlich Zeichnung, hat es ein wenig überlegen müssen, was eine Zeichnung ist. „Schwarze Striche auf weißem Grund“ hat es sich gedacht und auch schon seine Stifte und seinen Zeichenblock herausgeholt. Aber dann hat es noch einmal aufmerksam den Einladungstext zur Ausstellung durchgelesen und bemerkt, daß man ja gar nicht einfach was zeichnen soll. Da Das Blaue Monster gerne mit dem Computer spielt, hat es dann schwarze Striche und graue Flächen auf dem weißen Bildschirm angeordnet. Und weil das mit dem Computer so einfach ist, hat es dann noch die schwarzen Striche und grauen Flächen sich bewegen lassen. Das war aber trotzdem eine Menge Arbeit, da die ganzen Sachen sich nicht einfach so bewegen durften wie sie wollten, das hätte nämlich doof ausgesehen. Aus irgendeinem Grund durften manche Striche und Flächen immer nur vor anderen Strichen und Flächen sein. Ein Freund hat dem Blauen Monster erklärt, daß das mit der Perspektive zusammenhängt. Da hat Das Blaue Monster gestaunt, was sein Freund für tolle Wörter kennt, und sich noch mehr Mühe gegeben, daß alles richtig aussieht. Meistens tut es das jetzt auch, aber manchmal sieht es gleich verschieden richtig aus. Ob das wohl mit dem tollen Fremdwort zusammenhängt?

Jedenfalls ist Das Blaue Monster mächtig stolz auf seine Arbeit, denn es findet, daß es eine schöne, einfache und klare Sache ist. Oft ärgert es sich über Kunst am Computer, wo man im ersten Moment denkt, daß da ganz komplizierte und tolle Dinge passieren, und man dann aber ganz schnell merkt, daß das völlig egal ist, weil man es nicht nachvollziehen kann und nur der Programmierer weiß, was passiert, und es insofern letztlich eigentlich total beliebig und am Ende nur langweilig und doof ist. Weil man es nicht versteht. Bei den fallenden Würfel passiert auf den ersten Blick gar nichts, außer daß Würfel von oben nach unten fallen, und in der Mitte für eine Weile stehen bleiben. Aber wegen dem tollen Fremdwort passieren dabei dann doch komische Dinge, weil die Würfel immer wieder anders aussehen. Das ist aber eigentlich ganz einfach zu verstehen und macht daher großen Spaß.

Wem das zu langweilig ist, der muß nur länger hinschauen.

Weil viele Leute immer nur denken, daß Kunst das ist, was in einer Ausstellung gezeigt wird, wäre es für Das Blaue Monster am aller tollsten, wenn seine Arbeit in der Ausstellungshalle ausgestellt werden könnte, weil dann ist es ja auf jeden Fall für alle Leute als Kunst zu erkennen. Sonst denken wieder alle Leute, das sei bloß eine kleine Computer-Spielerei vom Blauen Monster, und merken nicht, daß man genau hinschauen muß. Und wenn schon Zeichnungen im ganzen Haus auf dem Boden und überall sein sollen, dann ist es ja wohl auch nur gerecht, wenn der Computer-Bildschirm in der Ausstellungshalle hängt. Sonst hängt da nachher gar nichts, und das wäre sehr langweilig. Und vielleicht freuen sich dann ja auch die Leute, daß sie mal was am Computer sehen, was ganz einfach und klar ist und Spaß macht.

Zumindest auf den ersten Blick.